Pro-Tipps, Schnee & Lawinen

Pro-Tipps: 5 Warnzeichen für erhöhte Lawinengefahr und das richtige Verhalten

P: Christian Riefenberg

Die „5 Red Flags“ sind ein System zur Erkennung erhöhter Lawinengefahr im Gelände das aus 5 Warnzeichen besteht und vor allem in Nord Amerika besonders beliebt ist. Jedes dieser Warnzeichen zielt auf ein spezifisches Lawinenproblem ab und deutet auf dies vor Ort hin. Die einzelnen Warnzeichen schliessen einander nicht aus und können sich je nach Situation auch überlagern. Grundsätzlich bestätigen diese Warnzeichen die im Lawinenlagebericht beschriebenen Lawinenprobleme. Diese können auch vorhanden sein, wenn keine Warnzeichen im Gelände erkennbar sind. Wir ein Warnzeichen im Gelände also erkannt, dient es nur als Bestätigung. Wenn keine Warnzeichen zu sehen sind, bedeutet dies nicht zwingend, dass das ausgegebene Lawinenproblem nicht vorhanden ist – meisten werden die Warnzeichen nur übersehen.

Frischer Schnee

Wie die Unfallstatistiken belegen bringt Neuschnee immer eine erhöhte Lawinengefahr mit sich: 90% aller von Wintersportlern ausgelösten Lawinen werden während oder innerhalb von 24h nach einem Schneefall ausgelöst. Die zusätzliche Belastung des Neuschnees kann bestehende Schwachschichten leicht stören und so Schneebrettlawinen auslösen. Durch die fehlende Bindung der einzelnen Kristalle zueinander können besonders in steilem Gelände Lockerschneelawinen ausgelöst werden. Ein “Neuschnee-Problem” besteht während bis einige Tage nach dem Schneefall in allen Expositionen und bedarf Geduld, bis sich der Neuschnee gesetzt hat.

Wind

“Der Wind ist der Baumeister der Lawinen” – Der Wind verfrachtet den fallenden oder bereits gefallenen Schnee und erzeugt Triebschnee, welche durch seine höhere Festigkeit zur Bruchausbreitung neigt. Wächten, Windfahnen an Graten & Gipfeln, sowie Windgangeln an der Schneeoberfläche sind gut zu erkennende Zeichen von starken Wind. Treibschnee kann sehr schnell entstehen und ein Triebschneeproblem besteht meisten bis einige Tage nach dem letzten Windeinfluss. Die Gefahrenbereiche liegen meist in Mulden & Rinnen, hinter Geländekanten und in Wind beruhigten Bereichen – merke dir: “Im Lee liegt der Schnee!” 

Da Triebschnee in der Regel gut zu erkennen ist, kann er von Wintersportlern recht einfach umgangen werden. Triebschneeansammlungen, sowie die Übergänge von Viel zu wenig bzw. weichem zu harten Schnee sollten gemieden werden.

Frische Lawinen

Spontane Lawinen Anrisse und Ablagerungen zeugen von erhöhter Lawinengefahr (Stufe 3) für den Wintersportler. Hänge mit ähnlicher Ausrichtung, Hangneigung und Höhenlage sollten gemieden werden. Gelände unterhalb von Gleitschneemäulern sollte gemieden werden. 

Steigende Temperatur

Rapide steigende Temperaturen, zB. durch die Tageszeitliche Erwärmung oder Sonneneinstrahlung, können zu einer durchnässung der Schneedecke und einem raschen Stabilitätsverlust führen. Dieser beschränkt sich jedoch primär auf die Höhenlage und Exposition. Aber Achtung: Auch Regen kann die Schneedecke gleichermaßen schwächen, sodass alle Expositionen betroffen sind. 

Um diesem Problem auszuweichen gibt es je nach Ursache folgende Möglichkeiten:

  • Sonneneinstrahlung: Schattseitig bleiben
  • Steigende Temperatur & Regen: höhere Bereiche auswählen
  • Im Frühjahr: Tour früher starten und beenden

ACHTUNG: Zustiege und Abfahrtswege mit beachten!

Risse in der Schneedecke & Setzungsgeräusche

Setzungsgeräusche und sichtbare Risse sind ein klares Indiz für Schwachschichten in der Schneedecke, welche von Aussen nicht zu erkennen sind. Im Gegensatz zu Neu-, Trieb & Nassschnee, der zu spontanen Lawinen führern kann, braucht es zur Lawinenauslösung bei einem Altschneeproblem eine zusätzliche Belastung wie zB. einen Wintersportler. Schwache Schichten können teilweise den gesamten Winter bestehen und können typischer Weise sehr große Lawinen erzeugen. Daher ist große Zurückhaltung im Gelände gefragt und die im Lawinenlagebericht ausgewiesenen Gefahrenbereiche sollten gemieden werden. Ein besonders tückisch: Lawinen können auch in flachen Hangbereichen ausgelöst werden, sodass steiles Gelände WEITRÄUMIG gemeinen werden sollte. 

Lust auf Mehr? Weitere Infos zu den Lawinenproblemen findet du auf der Website des Lawinenwarndienstes Tirol.

HINWEIS: Dieser Blog Eintrag ersetzt keinen Lawinenkurs. Die Warnzeichen sind teilweise schwer zu erkennen und benötigen Erfahrung. #livetorideanotherday

Geschrieben von:

Nicolas Metz

CEO Delayon Eyewear & ausgebildeter Lawinenkommissionär
Nico hat sich schon immer zu den Bergen hingezogen gefühlt und nach jahrelanger Erfahrung in der Sportbranche legte sein Geographiestudium in Innsbruck den Grundstein für ein wissenschaftliches Verständnis von Schnee. Auf dieser Basis gründete er 2016 Delayon Eyewear. 2018 schloss der gebürtige Hamburger die Lawinenkommission´s Ausbildung vom Land Tirol ab. Den Rekordwinter 2018/2019 erlebte Nico mit der Innsbrucker Lawinenkommission auf seinem Hausberg, der Nordkette. Schneesicherheit ist dem leidenschaftlichen Snowboarder ein besonderes Anliegen. Sein Wissen und seine Erfahrung gibt er als Kursleiter an der Universität Innsbruck an Studierende weiter. Sein Engagement wurde durch Instagram und diverse Medienauftritte bekannt.

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